Keine Schwestern, die
im Flur rumtrampeln und lauthals durch das Haus fragen, wo dieses eine Oberteile oder jener Schal ist
während sie sich auf den Weg zur Tür hinaus zur Schule machen, kein Papa, der
morgens bevor er selbst zur Arbeit fährt in meinem Zimmer das Licht einschaltet,
keine Mama, die fragt, ob ich schon wach sei, kein Freund, der mich über
WhatsApp fragt, ob wir uns heute sehen, kein Wecker und trotz allem werde ich
wach. Zwischen fünf und sechs Uhr wache ich ohne all diese gewohnten
Muntermacher, ohne irgendein Geräusch oder einen Grund auf. Ich wache einfach
auf an diesem anderen Ende der Welt und mein Tag beginnt. Duschen, Zähne putzen,
ein Blick in den Spiegel, den Laptop schnappen und rüber ins Hauptgebäude
meiner Organisation laufen. Es ist so
früh, man sieht und hört eigentlich noch niemanden, die einzige Person, der ich
schon „Magandang umaga po!“ sagen kann
ist der Nightguard, mit dem ich gefühlte eine Millionen Mal am Tag, bei jedem
Rein- und Rausgehen, ein Lächeln und einen Augenbrauenzucker austausche. Ich
setze mich in den Korridor, verbinde meinen Laptop mit dem Wlan und schaue nach, ob meine Familie und
Freunde in Deutschland noch wach sind. Wenn es draußen heller geworden ist und
auch für die anderen die Zeit des Aufstehens beginnt, bringe ich meine rote
Laptoptasche wieder zurück in unser Apartment.
Auf dem Weg dorthin zurück gibt es zwei
Möglichkeiten. Entweder es regnet so derartig stark auf mich herunter, dass die
vorherige Dusche komplett umsonst war
und ich in meinen Flipflops aufpassen muss nicht auszurutschen, wenn ich die
drei großen, glitschigen Steintreppen hinaufgehe oder aber es bietet sich mir
der schönste Ausblick den man sich vorstellen kann. An Tagen, an denen letzteres der Fall ist,
bleibe ich vor unserer Tür einen Moment stehen und schaue einfach nur über
unser Geländer hinweg, an den immer grünen Tropenpflanzen vorbei auf die
glitzernde Bucht und die dahinter liegenden, fast immer von Nebel oder kleinen
Wolken umgebenen, Berge. „An dieses Bild
werde ich mich nie gewöhnen“ denke ich mir, lächle dankbar und gehe hoch in
unser Schlafzimmer um Lara zu wecken.
Unser gemeinsamer Tag
beginnt. Wir frühstücken, fahren mit dem Jeepny, fahren mit dem Tricycle,
arbeiten meistens 8 Stunden, fahren zurück, Essen zu Abend und lassen den Tag
meist zu dritt mit Sebi ausklingen. So sieht es ganz sachlich bei uns aus.
Aber keinen Tag, kein Ereignis hier ist einfach so sachlich zu beschreiben. Wir leben auf der anderen Seite der Welt und das ist in jeglichem Moment zu spüren. Ganz gleichgültig wo es mich hin verschlägt bin ich umgeben von tanzenden Augenbrauen, die in einer Konversation das Bejahen einer Frage ersetzen, der immer währenden Hitze und den besten High Fives auf dem gesamten Globus, die die übliche Begrüßung untereinander im Home for boys sind. Jeder Arbeitstag mit den Kindern lehrt uns neue Worte in Tagalog und neue Erfahrung im Umgang mit den manchmal wirklich schon schwierigen Geschichten unserer kleinen Pimpfe. Alles, was ich hier erlebe ist immer wieder neu für mich und ich bin froh, dass ich das auch noch so empfinde und wahrnehme, dass nichts von all dem hier, selbstverständlich ist.
Aber keinen Tag, kein Ereignis hier ist einfach so sachlich zu beschreiben. Wir leben auf der anderen Seite der Welt und das ist in jeglichem Moment zu spüren. Ganz gleichgültig wo es mich hin verschlägt bin ich umgeben von tanzenden Augenbrauen, die in einer Konversation das Bejahen einer Frage ersetzen, der immer währenden Hitze und den besten High Fives auf dem gesamten Globus, die die übliche Begrüßung untereinander im Home for boys sind. Jeder Arbeitstag mit den Kindern lehrt uns neue Worte in Tagalog und neue Erfahrung im Umgang mit den manchmal wirklich schon schwierigen Geschichten unserer kleinen Pimpfe. Alles, was ich hier erlebe ist immer wieder neu für mich und ich bin froh, dass ich das auch noch so empfinde und wahrnehme, dass nichts von all dem hier, selbstverständlich ist.